Clare Kenny: Let Them Eat Pies / Schwarzwaldallee, Basel

In this video, we attend the opening reception of Clare Kenny’s exhibition Let them eat pies at the exhibition space Schwarzwaldallee in Basel, Switzerland. On display are six new works, Corporation pop, Plastered, Duck wine, False Comfort, 365 days of grey, and Rumours. On the floor of the exhibition space there’s an arrangement of beanbag chairs, which are printed with photographs of existing works by Clare Kenny that are imitating marble.

Schwarzwaldallee is run by Karin Borer, Daniel Kurth, Bianca Pedrina und Lorenz Wiederkehr

Clare Kenny: Let Them Eat Pies / Schwarzwaldallee, Basel. Vernissage, August 25, 2016.

PS: Click here for an interview with Clare Kenny.

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Extended video (15:51 Min.):

Exhibition text by Lorenz Wiederkehr (in German language)

Weil es weder so etwas wie ein Ding an sich noch so etwas wie ein unschuldiges Auge gibt, können wir zu einem Verständnis dessen, was beispielsweise ein Hamburgerrestaurant oder eine Kathedrale ist, einzig dadurch gelangen, dass uns jemand ein Hamburgerrestaurant oder eine Kathedrale zeigt, und zu uns sagt: Dies ist ein Hamburgerrestaurant und dies ist eine Kathedrale. Die Pointe dieses Hinweises ist, dass es keinen logischen Zusammenhang zwischen demjenigen, was uns gezeigt wird, und demjenigen, was dieses bezeichnet, gibt. Wenn wir etwas als Hamburgerrestaurant oder als Kathedrale erkennen, dann bedeutet dies nichts anderes, als dass wir aufgrund von Konvention und Kultur gelernt haben, etwas als “Hamburgerrestaurant” und etwas anderes als “Kathedrale” zu klassifizieren. Insofern wir dies erkannt haben, haben wir die Realität und das, was die Realität bezeichnet, als relativ und variabel erkannt. Und mit dieser Erkenntnis spielt Clare Kenny.

Clare Kenny führt mit der Ausstellung Let them eat pies die semantische und materielle Zerlegung vorgefundener Realität, die für ihre künstlerische Arbeit charakteristisch ist, fort. Indem sie mit ihren eigenen Mitteln auf die physische Präsenz des Ausstellungsraumes der Schwarzwaldallee reagiert, lotet sie die Grenze zwischen Material- und Bildbedeutung aus und erweitert diese um individuell-psychologische Aspekte, die ihren Ursprung in der Biographie und der Erinnerung der Künstlerin aus Manchester haben.

Die Wände des Ausstellungsraumes sind gelb gestrichen und durch darauf angebrachte Elemente aus Gips erweitert. In ihrem Umriss erinnern sie an hohe Fenster- oder Portalöffnungen. Weiter hängen an den Wänden zwei Bilder, die aufgrund von Rahmung, Materialität und Farbigkeit vorgeben, Fenster zu sein. Auf den Plexiglasscheiben dieser Bilder erscheinen die Hände und der Mund der Künstlerin. Es handelt sich um fotografische Abbildungen aus dem Archiv von Clare Kenny, das sie seit mehreren Jahren als Ausgangslage für ihre Arbiet kontinuierlich weiterentwickelt. Die tatsächlichen Fenster, die normalerweise den Blick auf den Voltaplatz eröffnen, sind durch graue Sprayfarbe abgedunkelt. Wie in einem Hamburgerrestaurant in Manchester hängt vor diesen Fenstern eine Leuchtstoffröhre, die in neonblauem Licht das Wort Rumours in dem Raum wirft. Auf dem Boden sind fünft Sitzsäcke platziert. Ihre Oberflächenerscheinung ist diejenige von Fotografien bestehender Arbeiten Clare Kennys, die harten Marmor imitieren. Ihre Physische Präsenz ist wie die Realität relativ und variabel.

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