Maria Magdalena Z’Graggen: RAW / Nicolas Krupp Gallery, Basel

In this video we attend the opening reception of Maria Magdalena Z’Graggen’s solo exhibition “RAW” at Nicolas Krupp Gallery in Basel, Switzerland. Maria Magdalena Z’Graggen is a painter who focuses on color, space and the installation context. Her binational (I/CH) background and upbringing made travel and living in foreign countries formative influences early on. Her work has been exhibited widely in Europe, North and South America and South Korea. Z’Graggen has been awarded grants and prizes by UBS Culture Foundation, Kunstkredit Basel-Stadt and Heinrich Danioth Art Foundation among others.

Maria Magdalena Z’Graggen: RAW / Nicolas Krupp Gallery, Basel. Vernissage, August 24, 2023.

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Press text (in German language):

«RAW» lässt sich ins Deutsche mit «roh» übersetzen. Der Titel, den Maria Magdalena Z´Graggen ihrer aktuellen Ausstellung verpasst hat, ist mit verschiedenen Lesarten und Assoziationen konnotiert. Im Webster‘s Dictionary finden sich ein gutes Dutzend Bedeutungen aufgelistet, unter anderem «being in or nearly in the natural state: not processed or purified», «not diluted or blended» oder «not being in polished, finished, or processed form». Sowohl die Gemachtheit wie auch das Zeigen und Betrachten schwingen also im bündigen Ausstellungstitel mit, genauso wie die Frage nach dem Material. Die Künstlerin selbst spricht über «Direktheit, Klarheit und das Ungemischte». 

Z´Graggens Bilder entstehen in einem komplexen und langwierigen, sich über mehrere Monate erstreckenden Arbeitsprozess. Für die Untermalung ihrer Bilder benutzt Z´Graggen ausschliesslich eine selbstproduzierte Mischung aus Öl und Pigmenten. In mehreren Lagen wird sie mit dem Pinsel auf die stark gespannte, zuvor mit traditionellem Gesso auf Hasenleim-Basis präparierte Leinwand aufgetragen. Anschliessend folgt eine Malschicht aus unverdünnter Farbe. In einem letzten Schritt wird die oberste, dritte Farbschicht aufgebracht. Dabei gibt die Künstlerin verschiedene Ölfarben aus der Tube auf einen langen Spachtel, den sie anschliessend langsam über die noch feuchte Fläche zieht. So formt sie Kreise, Ovale oder unterschiedlich breite Streifen. Neben den Leinwänden werden in der Ausstellung auch vier neue Kleinformate in Öl auf Papier gezeigt, die gleichberechtigter Teil der «RAW»-Werkserie sind. Diese Bilder wirken verspielter und entstehen oft parallel zur Arbeit an den größeren Formaten. Sie werden von der Künstlerin als «Nebenfluss» und dennoch wichtiger Teil ihrer «painting practice» beschrieben.

Wie die Glieder einer Kette verweist jedes Bild auf ein anderes und auf die Gesamtheit der Bilder zugleich. Z´Graggen legt ihre Bilder in Gruppen an. Farbe nutze sie «wie eine Sprache oder wie einen Informationsträger» sagt Z´Graggen. «Die Wahl der Farbe ist in meiner Malerei zentral. Sie setzt den Ton und macht in der Gesamtheit die Musik.» Farbe als Stoff besitzt eine Medialität, mit der sich Wissen, Vorstellungen und Erfahrungen speichern und übertragen lassen. Es geht dabei nicht um Gegenständlichkeit und auch nicht um die Traditionslinie historischer Abstraktionsbegriffe. Letztere sind ohnehin präsent. «Ungegenständlichkeit» ist der von Z´Graggen bevorzugte Begriff, wenn sie über ihre Bilder spricht. Das Wort klingt sachlich. Diese Sachlichkeit findet sich auch in ihren Bildtiteln wieder, die in ihrer Zusammengesetztheit einen indexikalischen Charakter haben. Die Konzentration auf das Malen und die damit verbundenen Prozesse und Entscheidungen stehen im Zentrum dieser Praxis, deren Ziel der Dialog ist. «Für mich geht es bei der Malerei um Kommunikation, darum, eine Form zu finden, um miteinander zu kommunizieren.“ 

John Baldessari, der kalifornische Konzeptkünstler, erklärte seine Kunst-Philosophie einmal so: «Es geht darum, sich selbst zu schikanieren – nicht darum ein angenehmes Leben zu führen. Letztendlich bleiben nur Du und Deine Kunst.» Maria Magdalena Z´Graggen vergleicht die Entstehung ihrer Bilder entsprechend mit einer «Wildwasser-Fahrt mit dem Boot». Im Atelier findet also ein Abenteuer mit Unvorhersehbarkeiten statt, die es zu bewältigen gilt. «Die Natur, das Organische, stellt mir Fallen, die interessant sind.» Aus der Balance von Konzentration, Kontrolliertheit und Kontrollverlust entsteht eine Vielheit von Verweisen. So bildet sich ein ästhetisches System aus Formen, Farben und Erhabenheiten, das auch von den Bedingungen seiner Entstehung erzählt.

Kito Nedo, 2023

About the artist:
Maria Magdalena Z’Graggen is a painter who focuses on color, space and the installation context. Her binational (I/CH) background and upbringing made travel and living in foreign countries formative influences early on. Her work has been exhibited widely in Europe, North and South America and South Korea. Z’Graggen has been awarded grants and prizes by UBS Culture Foundation, Kunstkredit Basel-Stadt and Heinrich Danioth Art Foundation among others. She has been in residencies in the American Southwest, Cuba and Argentina. From 2009 – 2015 Z’Graggen was lecturer at the Institute of Art at FHNW Academy of Art and Design Basel. Recent shows include “¿Quien esta donde?” at Villa Renata, Kunsthalle Basel and at Stadtkino Basel “Lichtblicke” a screening of selected films and videos. “Wet Paint!” at SKLAD in Sukhum/i, Abkhazia, Liquid Planet: Abstract Painting Today at the Kunsthaus Baselland, “Alba Albula” at Anne Mosseri Marlio Galerie, “Dimension der Farben” with Patrick Rohner and Anja Braun at Trudelhaus Baden. Her works are in public collections including UBS Art Collection, Bank Julius Bär, F. Hoffmann-La Roche and the Anderson Museum of Contemporary Art, Roswell, USA. “Luminous Flux” a publication that provides an overview of Maria Magdalena Z’Graggen’s oeuvre from the beginning of her career around 1992 until the present day was published 2016 by Verlag für Moderne Kunst, Wien. (source: Nicolas Krupp Gallery)

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